Osnabrücker Mitteilungen:
Osnabrücker Bürgertum.. Die Eheleute Schlossermeister August Heisenberg, Lohstrasse, feiern heute das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Bei einer Familienfeier im Hause überreichte Pastor Dr. Regula die vom Kirchenvorstande gestiftete Bibel und ein Vertreter des Magistrats die vom König verliehene goldene Ehejubiläumsmedaille. Das Jubelpaar bildet noch eine jener Handwerkerfamilien, die einst den Bürgerstand Osnabrücks darstellten, der seine Vaterstadt zu Einfluss und Ansehen brachte. Der 78jährige rüstige Jubilar hat erst vor zwei Jahren von der Werkstatt Abschied genommen, als ihn ein Unfall des Alters heimsuchte. Seine Lehrzeit mitgerechnet, hat er 58 Jahre am Amboss und vor der Esse gestanden und besass eine Kundschaft, die ihm seine tüchtigen Kenntnisse und seine Berufsgeschicklichkeit zugeführt hatten. Seine Anteilnahme an städtischen Angelegenheiten und seine grosse Gewissenshaftigkeit in allen Dingen verschafften ihm die Achtung der Bürgerschaft und die Wertschätzung der Stadtverwaltung. Lange Jahre ist er Armenpfleger gewesen, welches Amt er noch heute bekleidet. In seiner Werkstatt sind eine grosse Zahl von Lehrlingen zu tüchtigen Schlossern herangebildet worden, und fast alle haben es zu einer sicheren und ihren Mann ernährenden Lebensstellung gebracht. Die Jubilare sind beide von Geburt Osnabrücker. Meister Heisenberg ist in der Lohstrasse geboren, und Frau Heisenberg stammt von der Bramscherstrasse. Beide haben ihre Schulbildung dem zu seiner Zeit hier angesehenen Succentor Dreinhöfer zu verdanken. Nach der Konfirmation wurde Heisenberg von seinen Eltern in dem Hause in die Lehre getan, das jetzt sein eigen ist, und in dem ein Angehöriger der Familie Holstein eine Werkstatt besass, während des Vaters eigenes Geschäft, das auch jetzt noch blüht, auf einen jüngeren Sohn überging. Damals hatte noch jeder Meister seine Lehrlinge im eigenen Hause und leitete nicht nur ihre berufliche Ausbildung, sondern überhaupt ihre ganze Erziehung. Nach vierjähriger Lehrzeit wurde Heisenberg Geselle, und nachdem er sich in einigen anderen Werkstätten hier weitergeübt hatte, ging er auf Wanderschaft, die ihn über Braunschweig, Magdeburg nach Berlin führte. Hier hat er ein paar Jahre gearbeitet und wollte dann den Wanderstab weiter nach Wien setzen. Bei einem Besuche bei den Eltern im Februar 1855 erfuhr er von seinem früheren Lehrherrn, dass dieser, der keine Kinder hatte, des Alters halber seinem Berufe Feierabend geben wollte. Da war es bald fertig, dass der alte Meister den jungen Gesellen bewog, seine Werkstatt zu übernehmen. Bald war das nötige Alter erreicht, das 24. Lebensjahr vollendet, das für die Meisterprüfung vorgeschrieben war, und nachdem diese bestanden, ging es frisch an die Arbeit und ans eigene Lebenswerk. Damals war man am Bauen des Gaswerks, und dabei konnte man den jungen und geschickten Meister sehr gut gebrauchen. Nun musste der Meister auch eine Frau Meisterin haben, und in jener Zeit stand ein Meister in dem Ansehen, wie es jetzt der Chef eines Handelshauses oder ein Fabrikbesitzer geniesst. Kein Wunder, dass es Heisenberg an einer guten Partie nicht fehlen konnte. Allein er sah nicht auf die Grösse der Mitgift und wählte nicht mit blindem Herzen, sondern nahm eine wirtschaftlich tüchtige Tochter des damals blühenden Unnewehrschen Anwesens an der Bramscherstrasse zur Frau. 50 Jahre sind nun den beisen im eifrigen Schaffen, in des Lebens Mühen, Freuden und auch trüben Tagen dahingegangen. Der Meister schaffte tüchtig in der Werkstatt, und die Frau Meisterin führte ein meisterhaftes Hauswesen und besorgte Acker und Garten, denn damals gehörte zu einem wohlbestellten Osnabrücker Haushalte auch ein landwirtschaflicher Betrieb. Von den sieben Kindern, die dem Jubelpaare beschert sind, hat der Tod zwei früh hinweggenommen. Von den übrigen fünf sind drei Töchter hier in Osnabrück. Von den beiden Söhnen ist der ältere Universitätsprofessor in Würzburg und der jüngere Fabrikant in Newyork. Jetzt sind alle mit Frauen und Kindern hier, um an der Jubelfeier der Eltern teilzunehmen. Möge dem Jubelpaare, die durch Leben ein gut Stück Osnabrücker Bürger-tums darstellen, ein langer und froher Lebensabend beschert sein!
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